Erst das Gas, nun die Bremsen?

Oder um es mit den (nur leicht angepassten) Worten unseres Dichters Theodor Körner (1791-1813) auszudrücken:

Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten,
Von den Zulieferern geschmiert, doch den Kunden zum Spott!
Doch bald wird wieder Gerechtigkeit walten,
Dann richten die Kunden, dann gnade Euch Gott!

SCNR!

 

Die Schubabschaltung bei gleichzeitigem Treten der Gas- und Bremspedale hat nichts mit Qualität zu tun, sondern Konsequenz der Folgen der Fahlbedienung.

Wie willst Du den Menschen verbieten, Blödsinn zu machen (z.B. bei 200 km/h Bremshebel zu ziehen o.Ä.)? Ich denke es ist eine reine Prävention für die Älteren und Unerfahrenen.

 

Wieso? Das hat doch jahrzehntelang auch ohne diesen Unsinn funktioniert. Wenn man Teile einbaut, die qualitativ hochwertig sind, dann hat man als Hersteller immer die besseren Karten, weil man darauf hinweisen kann, dass mechanisch und elektronisch alles OK ist, ein evtl. Unfall also die Folge menschlichen Versagens sein muss.

Aber ich möchte kein Auto, das mit von vorne bis hinten elektronisch bevormundet. Es reicht mir schon, dass man das ESP nicht abschalten kann, dass mein Auto bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit nervtötend piepst, dass man beim fest eingebauten Navi nicht mal eben rasch wenigstens während der Fahrt aus der Liste der bereits gespeicherten Ziele eines auswählen kann (dass sich das System gegen die Eingabe einer komplett neuen Adresse über den Drehknopf "wehrt", kann man mit etwas gutem Willen noch nachvollziehen) u. a. m.

Ein Auto, das seinen Fahrer immer mehr entmündigt, führt nicht etwa dazu, dass Menschen besser fahren. Es führt nur dazu, dass sich der Hersteller hochnotpeinlichen Fragen stellen muss, wenn doch mal etwas schief geht und das Fahrzeug sich in bestimmten Situationen, die von den Parametern der Elektronik nicht berücksichtigt wurden, nicht mehr so handhaben lässt wie gewünscht oder sogar erforderlich.

Entmündigt werden die Bürger dieses Landes durch die von ihnen selbst gewählten Politiker schon zur Genüge. Kant sagte einmal, Aufklärung sei der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit und forderte die Menschen auf, den Mut zu haben, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen ("sapere aude"). Heute ist wohl eher das Gegenteil der Fall: nie hatten wir so viele Möglichkeiten, uns über alles zu informieren. Doch wir weigern uns, unseren Verstand zu benutzen und treten die Entscheidungshoheit über (und damit auch die Verantwortung für) unser eigenes Handeln und Denken wieder an andere ab, weil es uns zu mühsam ist.

Vielleicht bin ich einfach zu unangepasst, um mich in solch ein System widerspruchslos einzufügen. Wie gesagt, von meinem Auto lasse ich mich jedenfalls nicht bevormunden, auch nicht, wenn es angeblich "zu meinem Besten" sein soll.

 

Ich verstehe die ganze Aufregung hier nicht ganz...auch nicht, was Autotechnik mit Kant zu tun hat, aber vielleicht hab ich da ne Bildungslücke.

Toyota hat auf ein technisches Problem reagiert und will zukünftig sicherstellen, dass auch der letzte Autofahrerdepp in USA sein Mobil sicher zum Stehen bekommt.
Wäre damals Daimler nicht die A-Klasse umgekippt hätten wir heute noch kein ESP flächendeckend bis hin ins`s Kleinwagensegment. Da diskutiert auch keiner über "Bevormundung" beim Autofahren; das sind wir oder besser die Mehrheit der Autofahrer froh, diese unsichtbaren Helferlein an Bord zuhaben.
Wie kann man aber auch einfach Autos bauen, die in Kurven aus der Bahn fliegen oder bei Nässe von der Piste rutschen...

@HappeDay: vielleicht solltest du auf einer der letzten Trabbi-Exemplare umsteigen, da macht das Auto noch das , was du willst.Und das Beste: wenn doch mal was kaputt geht, kannst du es selbst reparieren, so ganz ohne Bevormundung

 

OK, und warum bauen die diese ganze Bevormundungselektronik dann auch in den Avensis ein, ein Modell, das in den USA, offenbar nicht nur "home of the brave," sondern auch "home of the squid brains," überhaupt nicht angeboten wird?

Toyota baut eine elektronische Schaltung ein, die verhindert, dass ein minderwertiges Gaspedal verklemmen und den Wagen beschleunigen kann, wenn der Fahrer gleichzeitig auf die Bremse tritt.

Das Ganze erinnert mich vom intellektuellen Niveau an ein dreijähriges Kind, das mit seinen Eltern Verstecken spielt: Das Kind stellt sich mitten ins Zimmer, hält sich die Hände vor die Augen und ruft ganz laut "Sucht mich!"

Der Unterschied zwischen dem Dreijährigen und Toyota liegt natürlich auf der Hand: Das Kind wird irgendwann älter und reifer und lernt, sich richtig zu verstecken. Die Lehren, die Toyota dagegen aus seiner jahrelangen Qualitätskrise zu ziehen scheint, scheinen mir eher in die Richtung zu gehen, dass sich das dreijährige Kind nun zusätzlich eine Sonnenbrille aufsetzt und an den Händen vor dem Gesicht schwarze Handschuhe trägt, um noch unsichtbarer zu werden...


@ injoy64: Trabbi muss nicht sein, aber mein alter Peugeot 205 (Bj. 1986) war tatsächlich eines der besten Autos, das ich je hatte: preiswert, extrem zuverlässig, nur das Allernotwendigste an Elektrik und keinerlei Elektronik (außer dem von mir eingebauten Radio). Kein ESP, ASR, ABS usw., aber trotzdem ein narrensicheres und komfortables Fahrwerk.

Aber ich schweife ab...


Für mich ist zu dem Thema auch erst einmal alles gesagt, zumindest so lange, bis neue Erkenntnisse vorliegen. :

 

Die Zeitungsmeldung bezog sich auf zukünftig ALLE Toyota-Modelle, unabhängig wo diese Modelle verkauft werden.

ich frage dann nochmal konkret: was ist daran so verkehrt, das ein Autobauer aus Erfahrungen lernt und per Technik Fehlbdienung bzw. Fehlverhalten des Fahrzeugbedieners korrigiert? Nur wegen des klemmenden Pedals wohl nicht, das ist Geschichte.

Da fällt mir noch ein Zitat aus einem Song der Söhne Mannheims ein:
"...der Mensch lernt erst, wenn er Schei...e frisst..."
Nicht anderes erlebt Toyota momentan

 

Deine Frage wurde schon beantwortet: weil es eine (m. E. ungerechtfertigte) Bevormundung des Fahrers darstellt. Wenn man solche elektronischen Entmündigungsschaltungen einbaut, dann sollten sie sich auch vom Fahrer auf Wunsch deaktivieren lassen, natürlich mit der Konsequenz, dass der Fahrer auch die volle Verantwortung seines Handelns übernimmt. Da hast Du ihn dann, den Zusammenhang zwischen Autotechnik und Kant... Der Zusammenhang liegt nämlich begründet im Menschen, der die Technik und seinen Wunsch nach Individualität verbindet. Nun schließen sich aber eine Entfaltung der Individualität und eine allgemeine, für alle Individuen gleich angelegte Bevormundung durch "die Technik" (präziser: durch die Schöpfer der Technik, denn "die Technik" schafft sich ja nicht selbst) über die Grenzen des unbedingt Notwendigen hinaus grundsätzlich aus.

Wie Du es schon richtig schriebst: Toyota will diese Entmündigungsschaltung in alle neuen Fahrzeuge einbauen, auch in solche, bei denen es überhaupt nicht notwendig wäre. Schaltwagen haben z. B. überhaupt kein diesbezügliches Problem mit ungewollter Beschleunigung, das sich nicht durch simples Auskuppeln lösen ließe. In Europa hat es nicht einen einzigen dokumentierten Unfall infolge ungewollter Beschleunigung gegeben; trotzdem werden auch die zukünftigen Toyota-Fahrer in Europa abgestraft.

Das ist eben der Nachteil von Giganten wie Toyota: die Individualität bleibt auf der Strecke. Nun ja, bei Japaner wird der Wunsch nach individueller Entfaltung ohnehin durch einen großen gesellschaftlichen Zwang zu Konformität bzw. Uniformität von Denken und Handeln unterdrückt. Die Japaner halten eben nichts von Kant...

 

Hi
Toyota sichert sich eben ab.....also ich kann es verstehen bzw. nachvollziehen....
Schuld sind auch solche Leute, wie zum Beispiel.... die trotz Kurve und Gegenverkehr noch überhölen müssen.....usw....
MfG
Super-Turbo

 

Aus meiner Sicht sind alle in den letzten 20 Jahren eingebauten Sicherheitsvorrichtungen allesamt eine "Bevormundung" der Fahrer. Fragt sich nur, wieso wurde ein Großteil davon zuerst bei den Profis aus der F1 eingebaut? Ich finde es gut, dass die Elektronik mir einiges abnimmt, mir das Leben als Fahrer leichter macht. An den unzähligen Sicherheitssystemen meines T27 finde ich nichts, was überflüssig wäre.

Wenn nun auch noch das diskutierte Gas-Bremse-gleichzeitig-drücken-System eingebaut wird, ist auch OK. Offenbar gibt es genügend Menschen, die es tatsächlich tun. Ich bin 20 Jahre Autos gefahren, ohne nachhinein zu behaupten, dass die dort verbauten Airbags unsinnig wären... Irgend jemanden haben die Kissen das Leben gerettet!

 

Ich habe durchaus nichts dagegen, solange sich diese Entmündigungssysteme auch wieder gezielt ausschalten lassen.

Man kann sich aber trefflich darüber streiten, ob bzw. wie weit man Autofahrern heutzutage durch elektronische Helfershelfer das Denken und die Verantwortung für ihr eigenes Fahrverhalten abnehmen sollte.

Wichtig ist jedoch eines, nämlich die Motivation zu verstehen, aus der heraus Toyota diese Batterie von Entmündigungssystemen einbaut: Toyota will sich vor den ruinösen finanziellen Folgen des seit Jahren bei ihnen vorherrschenden Billigwahns schützen, oder wie es der Kollege Super-Turbo geschrieben hat: "Toyota sichert sich eben ab."

Es geht Toyota also nicht um den Schutz der Kunden, das ist viel zu blauäugig gedacht; es geht Toyota einzig und allein um den Schutz vor den finanziellen Folgen ihrer eigenen Schlamperei. Statt einer "Qualitätsoffensive," wie sie eigentlich erforderlich wäre, erleben wir also eine "elektronische Entmündigungsoffensive". Ich persönlich finde das schade, denn es wird mit Sicherheit nicht dazu beitragen, Toyotas mittlerweile ebenfalls ramponiertes Ansehen in Europa wieder aufzupolieren. Aber damit müssen in erster Linie Toyota und seine Aktionäre klarkommen; ich bin mit dem Laden nicht verheiratet.

 

Um eins vorweg, ich bin ebenso wenig mit Toyota liiert

Dennoch scheinen wir eben die erwähnte Motivation von Toyota verschieden zu interpretieren.

Für mich war schon seit dem der Markt sich uns öffnete reizvoll zu überlegen, welche Leistungen und Optionen für mich interessant, wichtig und bezahlbar sind. Immer ging es von unten nach oben, von Starlet bis zum großen Lexus. Es siegte meistens die Vernunft und Geldbeutel, bis der TEC kam...

Was ich aber sagen will, die Innovation aus dem Segment Lexus wurde früher oder später auch in den unteren Bereichen eingebaut. Aber auch umgekehrt, die Hybrid-Technologie, wo Toyota nach wie vor einsame Spitze darstellt, kam aus dem Prius und fand den Weg in oberen Lexus-Segment!

Wenn also eine Neuerung sich bewährt hat, wird diese auch in allen anderen Modellreihen eingebaut. Ich sehe da gar kein Grund sich vor irgendwas zu verstecken und für irgendwas zu schämen.

 

hier noch ein Link zum Thema

 

Ja schön.
Zuerst hat man den Vorfall "kleingeredet", so nach dem Motto:"... wie der schwedische(?) Journalist Auto fährt ,so fährt kein Mensch ...Einzelfall..."usw.
Doch als der Glanz vom Stern verblassen wollte, wurde schnur stracks die Mutter aller Rückrufe gestartet,Produktionsstopp,ESP-Einbau usw.
Dies jedoch, Götz, da stimme ich dir zu, in einer vorbildlichen Konsequenz und Medienarbeit und das Ganze sehr zügig.

 

Toyota hat sich in die Falle locken lassen, wo sie jetzt machen oder lassen kann, was sie will - es ist alles falsch! Offensive, Klagen, Untersuchungen und Beschuldigungen, egal ob zurecht oder nicht - alles wäre gewinnbringender, als die ehrliche Suche nach irgend welchen möglichen Fehlern!

 

Darf ich bei der Gelegenheit noch einmal daran erinnern, dass es nicht "die anderen" waren, die sich gerühmt haben, durch "ausgezeichnete Lobby-Arbeit" Millionen von Dollar gespart zu haben, indem Fehler, die firmenintern längst bekannt waren, vor der Öffentlichkeit solange noch über Monate geheim gehalten wurden, bis sie Toyota um die Ohren flogen!

Nicht die anderen haben die Fehler gemacht, sondern Toyota. Toyota hat seine Qualität aufgegeben, dann versucht, gemachte Fehler unter den Teppich zu kehren und damit doch erst die Steilvorlage geliefert, die GM et al. brauchten, um Toyota so richtig in die Pfanne zu hauen.

Von daher sind sie einen großen Teil des Elends, in dem sie sich jetzt befinden, selbst schuld. Sie haben sich die Suppe selbst eingebrockt, nun müssen sie sie auch auslöffeln bis zur bitteren Neige.

 

Dass es bei jedem Hersteller Internas gibt ist völlig normal. Wer diese in die Öffentlichkeit trägt und damit dem Unternehmen schadet, ist bei jedem deutschen Firma oder Verwaltung ein Kündigungsgrund!

 

Thema Bevormundung, Olaf:

Seit den 80´er muss man bei einem Automatik auf die Bremse treten, wenn man schalten will. Und warum? Wegen AUDI und dem Ami, also, was genau willst Du jetzt mit Toyota? Warum hör ich nur die ganze Zeit: Selbst schuld und blablabla?

 

Zwischen "Firmeninterna nicht ausplaudern" und "durch Lobbyismus die Sicherheit seiner Kunden aufs Spiel setzen, um 100 Mio $ für einen Rückruf zu sparen" besteht m. W. ein gewaltiger Unterschied, klickst Du hier.

Es unterstreicht aber, dass ich mit meiner Vermutung wohl recht habe: Toyota geht's nicht um die Sicherheit seiner Kunden, denn die kann man ja nicht auf die Bank tragen, sondern einzig und allein darum, sich vor den finanziellen Folgen eigener Schlamperei und der ihrer Zulieferer zu schützen.

Der einzige Unterschied zwischen dem Toyota-Management und der Yakuza: Toyota ist ein börsennotiertes Unternehmen! (Natürlich ist das nur ein Scherz, na ja, zumindest an der Oberfläche...)


@ mike.com2: Ich habe zwei gesunde Füße, ich habe daher noch nie ein Automatik-Fahrzeug gefahren und werde dies auch nie tun, solange ich noch zwei gesunde Füße habe. Von daher ist es mir herzlich egal, was gangwechsel- und kupplungsentmündigte Fahrer tun müssen, um ihr Gefährt auf Trab zu bringen. In der Praxis stört mich an Automatiken vor allem der gegenüber einer manuellen Schaltung höhere Verbrauch.

 

Ich weiß nicht wer oder was Du bist, allein nach solchen Äußerungen kann ich Dich nicht Ernst nehmen! Das ist unterste Schublade!