AutoBild: Harte Schale - edler Kern

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  1. Micha

    Micha Guest

    Harte Schale – edler Kern

    Toyotas zweite Avensis-Generation glänzt mit üppiger Ausstattung, sauberen Motoren und guter Qualitäts-Anmutung. Doch begeistern kann er nicht. Jedenfalls nicht auf Anhieb.

    Von Jörg Maltzan Ich mag ihn. Ich mag ihn nicht. Ich mag ihn. Ich mag ihn nicht. Am neuen Toyota Avensis kann man (ver)zweifeln. Eine spontane Bewertung seiner äußeren Erscheinung ist fast unmöglich. Hübsch oder hässlich?

    Eine schwere Frage. Vorn trägt er Züge der Luxusschwester Lexus. Die Rückleuchten erinnern an Audis A4, können aber nicht verhindern, dass hinten Erbfehler des Prius zum Vorschein kommen. Optisch fährt er nüchtern wie ein katholischer Heilsarmist um die Ecke. Der Avensis ist frei von stilistischem Pfiff.

    Anders als beim Mazda6 oder Hondas Accord ließen die Kreativen den Zeitgeist in der Flasche. Trotzdem ist Toyotas Neuer ein Grund zum Anstoßen. Die Ingenieure stellen besonders seine Robustheit in den Vordergrund. Vorn ist die steife Karosserie mit Verstärkungen und Crashboxen bestückt, die bei Auffahrunfällen die Schäden minimieren. Dass Toyota-Modelle lange schon ein hohes Qualitätsimage haben, ist nichts Neues. Mit dem Avensis II soll der legendäre Verarbeitungsstandard nun auch erlebbar werden. Motto: harte Schale, edler Kern.
    Das Vorhaben ist gelungen. Vor allem innen. Mit der Tür öffnet sich ein Reich, das die Grenze zur Oberklasse streift. Der Armaturenträger wirkt wie aus einem Guß. Seine schwarze Oberfläche glänzt matt, die Spaltmaße sind klein. Verstärkt wird der wertige Eindruck noch durch die orange beleuchteten Optitron-Instrumente. Wie in Lexus-Modellen werden Ziffern und Zeiger von Leuchtdioden illuminiert. Dafür mag ich ihn.

    Weniger aber für seine Fassade. Wer genau hinsieht, entdeckt nicht überall perfekte Spaltmaße. Die Tankklappe scheint aus Dosenblech, und die Rückleuchten sitzen wenig vertrauenserweckend in ihren Einfassungen. Nein, erlebbare Qualität sieht anders aus. Nach wie vor spielt sich die Qualität bei Toyota vielerorts im Verborgenen ab. Im Fahrwerk zum Beispiel.

    Schlechte Straßen verarbeitet die aufwendig konstruierte Radaufhängung (McPherson vorn, Doppel-Querlenker hinten) so souverän, dass kaum Schläge in die Karosserie weitergeleitet werden. Gleichzeitig folgt der Avensis leichtfüßig allen Lenkbefehlen, und die Bremse bringt den 1,5-Tonner sicher zum Stehen. Auch in die andere Richtung passiert alles, wie man es erwartet. Das vierstufige Wandlergetriebe schaltet fast ruckfrei. Dennoch: Spaß macht diese Art der Kraftübertragung nicht. Obwohl der Zweiliter 147 PS leistet, wirkt der Automatik-Avensis träge. Über Steigungen quält er sich mit hohen Drehzahlen. Da hilft auch die manuelle Schaltgasse nicht weiter. Dafür mag ich ihn nicht.
    Für die 1,8- und Zweiliter-Benziner sind die Schalter besser. Später folgt noch eine 2,4-Liter-Variante (170 PS), die nur mit Fünfgangautomaten zu haben ist. Warum eigentlich? Denn in der Schalter-Version lassen sich die Gänge spielerisch wechseln. Sie rasten haptisch angenehm in Position. Großes Lob gibt es auch für den überarbeiteten 2.0-Common-Rail-Diesel. Er treibt den Avensis harmonisch und sparsam voran. Die Motortechniker haben den Einspritzdruck um 250 auf 1600 bar erhöht. Dabei arbeitet der Direkteinspritzer überraschend leise. Weder im Stand noch in der Warmlaufphase dringt lästiges Dieselnageln in den Innenraum. Kultivierter geht es für einen selbstzündenden Vierzylinder kaum. Auch von einer Anfahrschwäche oder Vibrationen ist nichts zu spüren.

    In Sachen Laufkultur und Dämmung hat Toyota beim Diesel also ganze Arbeit geleistet. Und nicht nur das: Noch 2003 bietet die japanische Nummer eins den Avensis D-4D auch mit so genanntem D-CAT an. Das steht für "Diesel Clean Advanced Technologies". Das ist ein kombinierter Partikel- und NOx-Abgasfilter, der Stickoxide nochmals um 50 Prozent sowie den Rußauswurf um 80 Prozent reduzieren soll.

    Diese Technik ist so interessant, dass VW und Mercedes-Benz sich um Lizenzen für das Toyota-Patent bemühen. Spätestens mit Bekanntgabe von Euro-V-Grenzwerten (ab 2010) könnte der D-CAT einen Innovationsvorsprung bedeuten, den kein anderer Hersteller zu bieten hat. Schon jetzt schaffen alle Avensis Euro IV. Das schont die Umwelt und spart Geld. Klasse, so mag ich ihn wieder.

    Noch ein Grund, ihn zu mögen: Das 1.8-Modell (129 PS) wird in die günstige Vollkasko-Versicherungsstufe zwölf einsortiert, und der Wartungsaufwand auf 100.000 Kilometer soll nur sechs Stunden betragen. Ein Auto für Rechner also. Neben ESP (heißt bei Toyota VSC), EBD, Brake Assist und dem üblichen Airbag-Package verfügt er serienmäßig über einen 18-Liter-Knieairbag auf der Fahrerseite. "Ein Novum für Europa", rührt Toyota die Werbetrommel. Eine gute Euro-NCAP-Bewertung dürfte dem Avensis sicher sein.

    Aber: Bei allem Kosten- und Sicherheitsdenken bleiben die Emotionen auf der Strecke. Der Avensis ist gut verarbeitet, sparsam und praktisch. Aber Freude am Fahren baut man anders. Für seine Gefühlskälte mag ich ihn nicht. Unterm Strich ist er ein Vernunftmodell. Vielleicht das beste, das man derzeit in der Mittelklasse kaufen kann. Ein Auto für Kenner, denen innere Werte wichtiger sind als Äußerlichkeiten. Ich glaub, ich mag ihn.

    Technische Daten Vierzylinder-Diesel • Turbolader mit Ladeluftkühler • vier Ventile pro Zylinder • zwei oben liegende Nockenwellen • Hubraum 1995 cm3 • Leistung 85 kW (116 PS) bei 3600/min • maximales Drehmoment 280 Nm bei 2000/min • Frontantrieb • Fünfgang • Einzelradaufhängung vorn und hinten • Kofferraumvolumen 510/1320 Liter • Scheibenbremsen • Tankinhalt 60l • Länge/Breite/Höhe 4630/1760/1480 mm • Reifen 205/55 R 16 • Leergewicht 1475 kg • Zuladung 495 kg • Spitze 195 km/h • 0–100 km/h in 11,4 s • Verbrauch 5,8 l Diesel/100 km (Werksangaben 5-Türer) • Preis ab 23.400 Euro
     
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